Wofür geben die Menschen in Deutschland Geld aus?
Am 5. September feiern wir den Internationalen Tag der Nächstenliebe. Entgegen aller Klischees sind es gerade die Deutschen, die sich als besonders großzügig erweisen, wenn es um Spenden geht. Doch wer spendet wie viel und wofür?
Entgegen einem verbreiteten Klischee in Russland, das die Deutschen als geizig und zögerlich in Bezug auf Hilfsbereitschaft gegenüber ihren Mitmenschen beschreibt, zeigt sich heute ein anderes Bild. Tatsächlich spenden fast ein Drittel der Bundesbürger, was mehr als 29 Prozent entspricht – und das schließt sogar Kleinkinder theoretisch mit ein. Diese Spenden gehen an gemeinnützige Stiftungen sowie verschiedene humanitäre und kirchliche Organisationen.
Hilfe für Bedürftige, Kultur und Natur
In den letzten Jahren betrugen die privaten Spenden laut Deutschem Rat der Deutschen Wohlfahrtsverbände über 5 Mrd. Euro pro Jahr, wobei 2019 ein Betrag von 5,139 Mrd. Euro erreicht wurde. Diese Zahlen beziehen sich nicht auf Großspenden von Firmen und Unternehmen über 2.500 Euro sowie auf Nachlassgelder für humanitäre Fonds und Organisationen.
Private Spenden dienen hauptsächlich humanitären Zwecken, darunter Hilfe für Bedürftige, Opfer von Naturkatastrophen und Kriegen, Schwerkranke, Flüchtlinge sowie kirchliche Organisationen. Insgesamt machen diese Spenden mehr als 75 Prozent aller Spenden aus. Darüber hinaus unterstützen die Menschen in Deutschland die Denkmal- und Kulturpflege, den Tier- und Umweltschutz sowie ehrenamtliche Sportvereine und vieles mehr.
Die aktivsten Spender in Deutschland waren im Jahr 2015 zu verzeichnen, als sich die Flüchtlingskrise in Europa verschärfte und eine Reihe großer Erdbeben in Nepal stattfand. Jedoch ging das Spendenaufkommen für die Flüchtlingshilfe im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Während die Deutschen beispielsweise im Jahr 2016 339 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe spendeten, waren es im darauffolgenden Jahr etwas mehr als 200 Millionen Euro.
Wer in Deutschland spendet
Im Durchschnitt beträgt die Höhe einer privaten Spende in Deutschland etwa 35 Euro pro Person. Allerdings sind die Beiträge von Rentnern deutlich höher. Menschen über 70 Jahre spenden eher Geld für wohltätige Zwecke, wobei humanitäre Organisationen und Stiftungen von ihnen mehr als 40 Prozent aller Spenden erhalten. Laut Statistik spendet jeder Einwohner Deutschlands über 70 Jahren im Schnitt 344 Euro pro Jahr. Auch die Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen zeigt ein erhöhtes Spendenaufkommen.
Kinder und Jugendliche in Deutschland beteiligen sich ebenfalls am Spenden, jedoch sind ihre Beiträge naturgemäß am geringsten. In der Regel handelt es sich dabei um Spenden im Rahmen von Schul- und Regionalprojekten.
Wer prüft die Seriosität gemeinnütziger Stiftungen?
In Deutschland gibt es neben bekannten gemeinnützigen Stiftungen auch weniger bekannte Projekte, die dennoch finanzielle Unterstützung benötigen. Ein spezielles Internetportal namens Betterplace listet etwa 30.000 verschiedene humanitäre Initiativen auf. Das Portal prüft sorgfältig die Seriosität dieser Projekte, wodurch nur 30 Prozent der Anträge veröffentlicht werden dürfen.
Des Weiteren können Spendenaktionen in Deutschland eine besondere Akkreditierung durch das unabhängige DZI-Spendensiegel (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen) erhalten. Diese Organisation analysiert und validiert die Verwendung von Spenden durch Nichtregierungsorganisationen. Wenn ein Projekt vom Institut genehmigt wird, erscheint das DZI-Logo auf der offiziellen Website und auf allen Werbeplakaten für die Charity-Aktion. Somit können Spender sicher sein, dass ihr Geld seinem vorgesehenen Zweck zugutekommt.